Wie entsteht im Rochdale Areal ein attraktives Quartier?
In den vorbereitenden Untersuchungen haben Drees & Sommer zunächst eine Bestandsaufnahme erstellt. Beschrieben wurde eine enge Zusammenarbeit mit dem Bauamt, weiteren Ämtern und auch mit dem Runden Tisch Konversion.
Als Vorgaben der Stadt wurden der Masterplan Wohnen, die Schulentwicklungsplanung, die Kita-Planung, der Bedarf an Spielflächen und Stadtteilzentren, das Klimaanpassungskonzept und die Mobilitätsstrategie besonders benannt. All diese Vorgaben sind dann in die Planungsprämissen (S.83) eingeflossen.
Darauf folgten etwas unvermittelt die Entwicklungsszenarien mit dem Hauptanknüpfungspunkt an der Oldentruper Straße, gerade durchgehend zur Großen Howe und einer ringartigen Erschließung.
Nicht berücksichtigt waren die Erschließungspunkte für Wasser (S.72), Abwasser und weitere Versorgungsleitungen. Trotzdem wurde dieses Erschließungskonzept im Strukturplan mit überdimensionierten Straßen übernommen. Fragen, warum in einer quasi – Sackgasse so überdimensioniert geplant würde, mit separatem Rad- / Fußgängerweg blieben vom Planungsbüro wie vom Bauamt unbeantwortet.
Aber welche Vorstellungen haben wir von dem Quartier in unserer Nachbarschaft?
Nehmen wir den ruhenden Verkehr, unsere Straßen sind jetzt schon zugeparkt.
Nach Drees & Sommer (S.58) stehen die Autos in den umliegenden Straßen am Straßenrand.
So haben sie diese Lösung auch für das Quartier vorgeschlagen, ohne es zu benennen.
Wir halten die abendliche Rallye um den letzten Stellplatz jedoch nicht für sinnvoll.
Zudem ist das Grundstück zu wertvoll, um über 4.000qm dem ruhenden Verkehr zu opfern,
diese Fläche könnte man gut als grüne Erholungsfläche nutzen.
Ein Quartier in verdichteter Bebauung hat auch seine besonderen Bedürfnisse, eine klare Auflistung
dieser Bedürfnisse gibt es in der Literatur jedoch nicht, die Quartiere sind vielleicht zu unterschiedlich. Der Grünzug an der Mühlenstraße wird bei passendem Wetter zunehmend als grünes Wohnzimmer genutzt, was an dem gradlinigen, zur Not Wasserwerfer-geeigneten Grün an der Harrogate Allee nicht beobachtet wird. Ein grünes Band muss nicht immer attraktiv sein, man muss es gut gestalten.
Ein grünes Wohnzimmer benötigt seinen geschützten Rahmen, Jan Gehl spricht von Plätzen im menschlichen Maß. Betritt jemand diesen Bereich, so kann man ihn erkennen und Kommunikation beginnen oder auch nicht. Solche grünen Flächen benötigen eine gute Planung und auch eine gute Pflege.
Grüne Inseln müssen auch für verkehrsungeübte Grundschulkinder und auch für sehbehinderte Rollator-Senior*Innen gefahrlos erreichbar sein. All diese Überlegungen zeigen die Schwächen der Ringstraße aus dem Strukturkonzept. Man muss sagen, sobald Drees & Sommer einen konkreten Plan entwerfen, findet ein klarer Bruch zu den Vorüberlegungen statt. Das ist auch bei Catterick der Fall.
Drees & Sommer entwickeln das Areal in den klaren Grenzen, selbst die peripher gelegenen Straßen Große Howe und Angelstraße / Taubenstraße spielen für die Entwicklung keine Rolle. Im Gegensatz dazu betrachten wir das Quartier als integrativen Teil mit den umliegenden Straßen. So könnte eine Elternhaltestelle für die Kita auch an der Taubenstraße oder am Rußkamp liegen, je nach Lage der Kita.
Urbanes Zentrum, Biergarten, Stadtteilzentrum, Kita, grünen Inseln, Spielplatz und Kaffee-Terrasse bilden Strukturen, in denen soziale Kompetenz wachsen kann. Allerdings benötigt dies auch verlässliche Kontinuität. Die Architektur muss den passenden Rahmen bieten, die Menschen erschaffen die soziale Stadt.
Andreas Bock